Mai 2016 Gender-Studie / May 2016 Gender Study Gender_Titelseite_low

Frauen zeigen ihr Gesicht, Männer ihre Filme
Fanny Cottençon, Virginie Despentes, Coline Serreau
„A Cannes, les femmes montrent leurs bobines, les hommes,
leurs films“ In: Le Monde (11.05.2012)

Untersuchung der Repräsentanz von Filmwerken von Regisseurinnen
im Programm deutscher Filmfestivals /
Study on the Representation of Film Works by Women in Germany’s Festival Program

Bericht Gender-Studie Deutscher Filmfestivals 2016  Deutsch 09.05.2016 (Download 1,5 MB)

Report Gender Study German Film Festival 2016 English 20-05-16 (Download 1,7 MB)

Summary Gender Study German Film Festivals 2016 English 16-05-16

Résumé de l’étude de genre des festivals de films allemands en 2016

Zusammenfassung der Ergebnisse

Die Studie , durchgeführt von Tanja C. Krainhöfer und Konrad Schreiber, betrachtete die Programme von 19 bayerischen Filmfestivals im Jahr 2015 und davon 1830 Filmfestivalbeiträge, die unter der Regie einer einzelnen Filmemacherin/ eines einzelnen Filmemachers entstanden sind.

Auf der Grundlage der Betrachtung dieser Festivalbeiträge zeigt sich:
Filme von Frauen sind im Programm deutscher Filmfestivals deutlich unterrepräsentiert. Auch wenn viele der Festivals mit den Forderungen von Pro Quote Regie sympathisieren, führen zahlreiche Zwänge und Interdependenzen bei der Programmauswahl dazu, dass allein EINES unter 19 Filmfestivals über ein genderausgeglichenes Programm verfügt.

Betrachtet man die Programme in ihrer Gesamtheit so zeigt die Analyse, dass der Anteil an von Frauen inszenierten Filmen mit 27 Prozent einem Anteil von Männern mit 73 Prozent gegenübersteht. Damit  beträgt das Verhältnis im Programm 1:3. Beschränkt auf den deutschen Programmanteil führen 32 Prozent der Filmbeiträge von Regisseurinnen (zu 68 Prozent von Regisseuren) zu einem Verhältnis von ungefähr 1:2.

Darüber hinaus zeigt sich

  1. Festivalbeiträge von Frauen sind vorwiegend Kurzfilme (32 Prozent) und mittellange Filme (36 Prozent). Langfilme von Frauen bilden nur zu 24 Prozent das Langfilmprogramm der Festivals ab.
  2. Festivalbeiträge von Frauen stellen in erster Linie Animationsfilme (mit 41 Prozent)  und Dokumentarfilme (mit 31 Prozent) dar. Das fiktionale Programm wird hingegen zu 77 Prozent von Männern dominiert (vgl. Frauen-Anteil 23 Prozent)
  3. Im Vergleich zu einem 22-prozentigen Anteil am jährlichen deutschen Produktionsvolumen im Bereich abendfüllender Spielfilme, finden sich in den Festivalprogrammen nur zu 12 Prozent fiktionale Langfilme von Frauen.
  4. Ebenso zeigt sich eine statistisch signifikante Abweichung der Genderverteilung des gesamten Kurzfilmprogramms der Festivals im Vergleich zum Angebot an von Regisseurinnen realisierten Kurzfilmproduktionen.
  5. Festivalbeiträge von Frauen stellen relativ betrachtet mehr Festival-Hits (Mehrfachprogrammierungen auf unterschiedlichen Filmfestivals), mehr Wettbewerbsbeiträge und mehr Wettbewerbsgewinner. Hingegen stehen den Dotierungen der Preise für Frauen von durchschnittlich 1919,00 Euro Preise für Männer von durchschnittlich 5027,66 Euro gegenüber.
  6. Mit einem Verhältnis von 1:9 im Bereich filmhistorischer Werke bestimmen maßgeblich Männern den Blick auf die Vergangenheit.

Im Hinblick auf die Forderung der Initiative Pro Quote Regie, dass Gremien und andere Gruppen von Entscheidungsträgern in Filmförderungen, Fernsehsendern, Verleih- und Vertriebsstrukturen genderausgeglichen zu besetzen sind, wurde zusätzlich die Korrelation des Genderverhältnisses der Kuratoren zum Genderverhältnis der Programmbeiträge untersucht. Die Ergebnisse verwiesen auf einen deutlichen Trend: Je mehr Festivalkuratorinnen über die Programm-Selektion entscheiden, desto höher ist der Anteil an Filmwerken von Frauen.

Auf der Basis der durch die Studie ermittelten Fakten schließen wir uns der Empfehlung der Directors UK an, nun gezielte Maßnahmen zu ergreifen, da sich die Situation trotz einer sich verändernden Bewusstseinslage nicht zeitnah zugunsten von Regisseurinnen entwicklen wird.

“We are calling for strong action because we don’t believe that the situation will change without it. This report shows that women directors are limited and inhibited at every stage of their career – from making their first short films to working on big budget productions. Gender inequality must be tackled at every level by everyone involved in hiring and funding decisions, including directors themselves. The time for talking about low numbers has passed. Now it’s time for change”.
Andrew Chowns, Chief Executive of Directors UK